Die Story beginnt mit einem wahren Alptraumszenario: Lamarr, der Wächter, watet durch einen Raum voller Blut mit Wänden aus Fleisch. Wie sich herausstellt, ist dies nur ein verstörender Traum, der mir als Leserin aber gleich andeutete, was auf mich zukommt.
Im Mittelpunkt steht Tanja, die fast ihr ganzes Leben lang von ihren Eltern belogen wurde: Ihre Großmutter sei schon vor 30 Jahren verstorben. Tanja hat als Kind viel Zeit in deren Haus im beschaulichen Münklingen verbracht. Als sie das Haus erbt, zögert sie nicht lange, gemeinsam mit ihrer Tochter Nele zieht sie hinaus aufs Land, auf der Suche nach Ruhe und einem Gegengewicht zu ihrem stressigen Job.
Doch das Willkommen im Dorf fällt sehr unterschiedlich aus. Während einige Nachbarn sie freundlich aufnehmen, begegnen ihr andere mit offener Feindseligkeit. Besonders Gertrud, für sie ist Tanjas neues Zuhause nichts anderes als ein „Hexenhaus“, und sie ist überzeugt, dass mit Tanjas Einzug das alte Grauen zurückkehrt. Als kurz darauf tatsächlich ein Kind verschwindet, scheint sich ihre düstere Prophezeiung zu erfüllen und Tanja beginnt, sich der Vergangenheit zu stellen.
Parallel dazu begleiten wir Lamarr Nordstad, einen Wächter in einer dystopischen Welt, der den Schattenmacher durch verschiedene Welten jagt, ohne ihm je wirklich nahe zu kommen. Nachdem Lamarr den Jungen Alok rettet, wird dieser zu seinem ständigen Begleiter. Und irgendwann kreuzen sich Lamarrs Weg und Tanjas Realität, ein Zusammentreffen, das nicht nur Tanjas Leben verändern, sondern auch das Geheimnis um ihre Großmutter und das sogenannte Hexenhaus ans Licht bringt.
„Der Schattenmacher“ hatte mich schon nach wenigen Seiten. Die zwei Erzählstränge bauen eine enorme Spannung auf. Ich konnte es kaum erwarten, bis beide Linien endlich aufeinandertreffen. Thomas Dobrokovsky hält die Spannung beinahe durchgehend hoch, ohne sich in unnötigen Ausschweifungen zu verlieren. Sein Schreibstil ist direkt, atmosphärisch und genau nach meinem Geschmack. Ich wollte ja eigentlich nur „mal kurz reinlesen“ und dann konnte ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Erschreckend und gleichzeitig faszinierend fand ich, wie sich die Stimmung im Dorf zunehmend verdunkelt und wie sehr Gertrud diese Entwicklung beeinflusst. Sie schürt Angst und Misstrauen, mit einer Konsequenz, die einem kalt den Rücken hinunterläuft.
„Der Schattenmacher“ ist für mich die perfekte Mischung aus Mystery, Fantasy und Thriller. Genau wie es mir vom Klappentext versprochen wurde.